Seit 2014 bin ich als Wartungsingenieur für Yokogawa tätig. Zwei Mal im Jahr heißt es für mich: Auf zur Mittelplate, dem bedeutendsten deutschen Erdölfeld im Wattenmeer.
Die Reise ist für mich mit besonderen Vorkehrungen verbunden: Alle zwei Jahre muss erfolgreich eine Gesundheitsuntersuchung Offshore bestanden werden. Im Rahmen der aufwendigen Gesundheitsuntersuchung werden u.a. ein Sehtest, eine Tonschwellenaudiometrie (Hörtest), Blut- und Urinproben, ein EKG und eine Statusüberprüfung der Zähne durchgeführt. Wer also Zahnschmerzen hat oder neue Füllungen benötigt, sollte diese im Vorfeld behandeln lassen.
Außerdem muss man ebenfalls alle vier Jahre ein BOSIET-Training, ein spezielles Offshore Training, welches ich gerne Adventure Training nenne, absolvieren. Man lernt dabei z.B. wie man eine Rettungsinsel aufbaut, wie man sich im offenen Wasser verhält und sich im Notfall als Gruppe organisiert. Bei Brandschutzübungen lernt man, wie man praktisch Zündquellen löscht und taktische Brandbekämpfung angeht. Eine besondere Herausforderung ist der Orientierungscontainer: Hierbei ist man in einem komplett abgedunkelten Container, trägt eine Atemschutzmaske und muss sich quasi blind den Weg nach draußen bahnen. Das klingt ganz schön aufregend, oder?
Ein abgeschlossener Erste-Hilfe-Kurs, der in regelmäßigen Abständen aufgefrischt wird, ist natürlich auch Pflicht.
Vorbereitungen
Im Vorfeld überlege ich mir, welche Materialien ich für meinen Wartungseinsatz im Analysenhaus benötige. Größere Materialien werden mit einem Transportschiff auf die Mittelplate gebracht, was natürlich mit einigen Tagen Vorlauf geplant werden muss. Kleinere Materialien wie Filter packe ich in mein „Handgepäck“, sprich einen Seesack und meine Laptoptasche.
In Cuxhaven angekommen, geht es mit einem Schiff weiter zur Mittelplate, das zwei Mal am Tag ablegt. Je nach Wetterlage und Stand von Ebbe und Flut dauert die Überfahrt im schnellsten Fall 45 Minuten. Bei schwierigem Wetter kann es aber auch bis zu zwei Stunden dauern, bis man auf der Mittelplate, die sich auf einer Sandbank im Wattenmeer befindet, ankommt. Für die Wartung plane ich daher mindestens zwei Tage ein, davon eine Übernachtung auf der Bohr- und Förderinsel.
Die Mittelplate ruft!
Mein Arbeitstag beginnt meist um sieben Uhr morgens in der Früh und endet auch wieder um sieben Uhr abends. Es ist ein langer, aber abwechslungsreicher Tag.
Um auf dem Schiff einzuchecken, erfolgt eine umfangreiche Sicherheitsprüfung, die Sie vielleicht vom Flughafen her kennen. Mittels eines Scanners wird man auf verdächtige Gegenstände überprüft.
Mittlerweile bin ich fast schon ein alter Hase, denn mein erster Einsatz als Wartungsingenieur auf der Mittelplate war im Jahr 2016, also vor drei Jahren. Ich erinnere mich noch genau daran, wie gespannt ich war, als ich die erste Reise zur Mittelplate angetreten habe. Der Moment, in dem man über die Weite des Wattenmeers schaut und die Mittelplate erblickt- einfach gigantisch.
Durch die speziellen Gegebenheiten ist die Insel wirklich etwas Besonderes.
„Du gehst hoch, du rollst runter!“
Im Crewjargon ist der Spruch „Du gehst hoch, du rollst runter!“ sehr häufig zu finden. Damit ist die exzellente Versorgung auf der Insel Mittelplate gemeint. Ob Frühstück, Mittagessen, Abendessen oder Kaffee und Kuchen zwischendurch- die Vollverpflegung ist erstklassig und kann mit jedem guten Hotel mithalten. Da die Mittelplate wie eine eigene kleine Stadt aufgebaut ist, gibt es hier auch ein eigenes Fitnessstudio, eine Sauna und einen Freizeitraum. Diese Freizeitmöglichkeiten sind klasse.
Gleichzeitig ist es trotz des beengten Raums sehr leicht, auf der Insel die Orientierung zu verlieren und sich zu verlaufen. Es ist alles sehr verwinkelt und es gibt unzählige Treppen.
Meine Aufgaben als Wartungsingenieur
Das Projekt, das ich auf der Mittelplate betreue, ist sehr speziell und spannend für mich. Die Herausforderung besteht einerseits in der räumlichen Enge, andererseits sind vor Ort nur Generalisten. Das bedeutet für mich, wenn vor Ort ein Problem auftritt, muss ich es in den meisten Fällen remote in Zusammenarbeit mit dem Personal lösen. Manchmal muss man etwas improvisieren und Sachverhalte anders erklären als gewohnt. Aber warum nicht? Schließlich ist „Co-Innovating tomorrow“ unser Leitspruch und wo sonst sollten wir neue, innovative Wege gehen, als mit unseren Kunden?
Die Anlage wird um zusätzliche Messstellen erweitert. Unser Kunde, die Wintershall Dea hat sehr hohe Sicherheitsstandards und produziert seit mehr als dreißig Jahren sicher und störungsfrei Erdöl auf der Mittelplate. Kontinuierliche Messungen sind sehr wichtig und mittels unserer präzisen Messgeräte konnten sogar Messergebnisse erzielt werden, die um den Faktor 10.000 besser waren als zuvor. Das ist ein immenser Erfolg und darauf sind wir sehr stolz.
Bildrechte: Wintershall Dea