Yokogawa und Transportfahrrad?
Im Sommer 2020 hat PostNL, der größte Postdienstleister in den Niederlanden, ein neues Konzept für die städtische Paketzustellung getestet. Dabei wurde das grösste elektrische Transportfahrrad aller Zeiten im Stadtzentrum live erprobt- ganz ohne CO2, NOx und Feinstaub zu emittieren. Wir finden: Eine wunderbare nachhaltige Initiative. Aber wie ist es um die Sicherheit für Zusteller und Bewohner des Stadtzentrums bestellt? Zeit für ein Interview mit Lu Zheng, Sicherheitsspezialist bei Yokogawa. Er erklärt, wie wir den Sicherheitscheck systematisch umgesetzt haben.
Im Stadtzentrum sind immer mehr Fahrradkuriere zu sehen, die Wind und Wetter trotzen. Fietskoeriers.nl liefert täglich zehntausend Pakete aus, viermal so viele wie vor drei Jahren. Das Wachstum liegt vor allem bei Webshops und grünen, nachhaltigen Unternehmen. Auch PostNL verzeichnet ein Wachstum von elf Prozent, hauptsächlich als Folge der Coronakrise. Teilweise als Folge davon stieg der Umsatz des Briefzustellers im ersten Quartal dieses Jahres von 684 Millionen auf 701 Millionen Euro. PostNL erwartet, dass die Paketzustellung in den kommenden Jahren weiter wachsen wird.
Dieses brandneue Cargo-E-Bike ist ein spannendes und nachhaltiges Projekt in der Transportbranche. War das Grund genug für Yokogawa, daran teilzunehmen?
Zheng: “Nachhaltigkeit ist eines der erklärten Ziele von Yokogawa. Wir beteiligen uns mit großer Begeisterung an emissionsfreien, umweltfreundlichen und klimaneutralen Innovationen. Da die Technologie kontinuierlich unserem Leben dient, werden mit neuen Anwendungen auch immer neue Risiken entstehen. Es ist unsere Überzeugung und soziale Verantwortung, einen solchen Prozess zu sichern und eine sichere Transformation in Richtung Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Darüber hinaus sind wir davon überzeugt, dass wir durch die gemeinsame Nutzung unseres Fachwissens und unserer Betriebserfahrung auf dem Gebiet der funktionalen Sicherheit (Safety) das Geschäft unserer Kunden mit Sicherheit und Nachhaltigkeit co-innovieren und konsolidieren können.”
Das Null-Emissionen-Transportfahrrad
PostNL würde gerne emissionsfrei zustellen. Genau wie die Kommunen haben sie Null-Emissionen-Ambitionen: In fünf Jahren wollen sie mindestens fünfundzwanzig Innenstädte in den Niederlanden emissionsfrei beliefern. Derzeit stellen sie einen Teil der Pakete im Zentrum der ältesten Stadt der Niederlande auf nagelneuen dreirädrigen Elektrotransportfahrrädern zu. Als Teststadt ist Nimwegen ausgewählt worden. Der Test dauert vier Monate. Sollte er erfolgreich sein, wird der Pilotversuch auf weitere Städte ausgedehnt.
Maximale Sicherheit für das Transportfahrrad: Wie ist Yokogawa vorgegangen?
Zheng: “Wie sagt man so schön? Planung ist das halbe Leben. Zuerst wurden Rollen und Verantwortlichkeiten mit Fulpra Motors abgestimmt und diskutiert. Dadurch wurde ein solides und strukturiertes Fundament geschaffen. Mit rigorosen Schritten bei Entwurf, Test und Validierung machten wir sie mit der Fähigkeit vertraut, Fehler während des Lebenszyklus zu vermeiden, zu kontrollieren und zu korrigieren. Diese Fähigkeit konzentriert sich auf weitere Verbesserungen, die für Produktionszwecke geeignet sind.
Prototypen werden verwendet, um die Funktionalität und die potenziellen Anforderungen zu untersuchen; in dieser Phase können jedoch auch Gefahren auftreten. Wir haben Fulpra Motors dabei unterstützt, den gesamten Sicherheitslebenszyklus, wie in der IEC-61508 und ISO-26262 beschrieben, so anzupassen, dass nur ein minimaler Eingriff in die Erforschung des Designs erforderlich ist. Gleichzeitig ist die Sicherheitsphilosophie maximal gewährleistet. Das realisierbare Produkt wurde mit einer Risikobewertung und einem Prüfpfad kombiniert. Durch Dokumentation und regelmäßige Beratung glauben wir, dass das elektrische Transportfahrrad die CO2-freien Herausforderungen sicher meistern wird.”
Emissionsfreie Paketzustellung für Kurzstrecken
Das Fahrrad ist mit einem geschlossenen, montierten Schrank mit einem Gesamtladeraum von 2,6 Kubikmetern ausgestattet. Dieser ist passend für zwei Standard-Rollcontainer, die über Rampen leicht be- und entladen werden können. Dieses robuste Fahrrad wurde vom Start-up-Unternehmen Fulpra Motors aus Utrecht speziell für den Paketversand der letzten Kilometer in der Stadt entwickelt und kann bis zu 200 auf Rollcontainern verladene Pakete ausliefern. Dazu hat die Stadtverwaltung eine flexible Haltung eingenommen, so dass auch außerhalb der Ladenöffnungszeiten gefahren werden kann. Die Entwicklung des Fahrrads dauerte drei Jahre, wobei ein besonderes Augenmerk auf die Zusteller und Lieferfirmen gelegt wurde.
Saubere und leise Paketzustellung
Der Unterschied zu anderen elektrischen Lastenfahrrädern besteht darin, dass dies das größte Transportfahrrad ist, das PostNL jemals in der Praxis getestet hat. Es ist spannend, ob es in der Praxis funktionieren wird. Das Packen der Rollcontainer im Paketsortierzentrum erfordert ein gewisses Maß an Geschicklichkeit und das Fahren mit dem Transportfahrrad – wegen seiner Robustheit – auch Geschicklichkeit des Zustellers. Darüber hinaus erwartet PostNL, dass ein kleineres städtisches Verteilfahrzeug sowohl Staus als auch Unannehmlichkeiten verringern wird. Mit einer Breite von einem Meter können sie einfach auf dem Radweg fahren und blockieren nicht die Straße, wenn sie ein Paket in einer schmalen Straße ausliefern. Wenn wir positive Umfrageergebnisse von den Kunden erhalten, ist dies für PostNL ein guter Grund, diesen Test auszuweiten.
Ein Transportfahrrad mit hoher elektrischer Leistung
Nicht ohne Grund wurde Nimwegen als Pilot für das elektrische Transportfahrrad ausgewählt. Die Innenstadt mit ihren kleinen Straßen und Hügeln ist der ultimative Testfall für Fulpra Motors. Laut Niels Markvoort, Direktor von Fulpra, will das Start-up, das 2017 mit der Entwicklung des Lastenfahrrads von Grund auf begann, das robuste Fahrrad auch in anderen europäischen Städten einführen.
“Was dieses Fahrrad so besonders macht, ist seine elektrische Leistungsbatterie von rund 1.000 Watt. Das ist etwa viermal so viel Leistung wie bei einem normalen Elektrofahrrad. Dank dieser hohen Leistung und ihrer Robustheit eignen sie sich für den intensiven geschäftlichen Einsatz in Städten”.
Von niederländischen Straßenbehörden genehmigt
Die Fahrräder sind 1 Meter breit, haben eine Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h und eine Reichweite von etwa 70 Kilometern. Sie sind mit verschiedenen Sensoren und einem Kommunikationssystem ausgestattet und mit der Cloud verbunden. Dadurch erhält der Flottenbesitzer Einblick in alle Wartungs-, Funktions- und Standortdaten. Der technische Zustand und die Sicherheit des Fahrrads können aus der Ferne überwacht werden, um die Routen so optimal wie möglich zu planen. Der Laderaum ist leicht und das Tranportfahrrad ist schwenkbar, so dass der Fahrer wie auf einem normalen Fahrrad lenken kann. Die Transportfahrräder sind von der niederländischen Straßenbaubehörde zugelassen. Für das Fahrrad ist kein Helm oder Führerschein erforderlich, und das Fahrrad darf einfach auf dem Radweg fahren.
Die Stadt Nimwegen radelt voraus
Die Provinz Gelderland und das europäische Interreg-Projekt I-AT, welches sich auf die Erforschung und Stimulierung innovativer Transport- und Verkehrsmittel konzentriert, haben das Unternehmen von Markvoort teilweise finanziell bei der Entwicklung und dem Bau der Transportfahrräder unterstützt. Nimwegen nimmt die europäische Gesetzgebung vorweg, die davon ausgeht, dass bis 2050 nur noch emissionsfreie Fahrzeuge in die Stadt gelassen werden. Ziel ist es, den Ausstoß von CO2, NOx und Feinstaub als Folge der Stadtlogistik auf Null zu reduzieren.
Die Zustellung auf den letzten Kilometern kann nun anders erfolgen
- mit der Kapazität eines Lieferwagens und dem Komfort eines Fahrrads
- 3000 Liter Laderaum, direkt gegenüber dem Fahrradweg
- Parken auf dem Bürgersteig
- saubere Lieferung
- ohne Verzögerung
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