Übrigens, was meinen Sie damit?
Bei einem aktuellen Gespräch mit einem Kunden über IT-Infrastruktur, wollte er auch APC berücksichtigt wissen. Es geht inhaltlich übrigens darum, einen neuen Datenserver auf Level 3 (ISA95) einzubinden. Dabei sei das APC zwar noch nicht da, aber man würde das in Zukunft nutzen wollen. Soweit, so gut. Als ich mich dann erkundigte, was er genau mit dem APC vorhabe, kam die übliche, aber wenig hilfreiche Antwort: “Den Prozess zu optimieren.” Ergänzend dazu folgte dann allerdings die eher unübliche Aussage, das APC in Level 3 (ISA95) zu platzieren. Ich war erstaunt über das Vorhaben, das APC so weit weg vom Prozessleitsystem zu installieren (ganz abgesehen von allen Security-Diskussionen, die wir vorher hatten). Noch mehr war ich erstaunt über die Aussage, dass man mit dem APC die Sollwerte zum “besten Fahren” der Anlage berechnen wollte.
Offensichtlich sprachen wir nicht die gleiche Sprache.
Also machten wir “einen Schritt zurück” und klärten erst einmal, was denn “Optimieren” und “APC” jeweils für uns bedeutet. Wie sich herausstellen sollte, war dies ein sehr hilfreicher Schritt – und auch der Anlass für diese Artikel Serie.
Nein, es geht nicht um technische Details, Planung oder Umsetzung einer Strategie oder einzelner Lösungen.
Es geht hier vielmehr darum, einen Konsens zu finden, was Optimierung sein kann. Dabei wollen wir auch einen Blick darauf werfen, welche Mittel mir dafür zur Verfügung stehen, ob es sich lohnt zu optimieren und ob und was das mit Industrie 4.0 zu tun hat.
Dies erfolgt sicher nicht mit dem Anspruch auf Vollständigkeit oder am Ende “die Definition” zu haben. Aber vielleicht haben wir damit eine gute Basis für ein Gespräch über dieses Thema. Lassen Sie uns gerne Ihre Meinungen und Vorstellungen zu diesem Thema wissen. Denn es gehört zu unseren Aufgaben, zu verstehen, was Sie wollen und brauchen.
Optimieren, was ist damit gemeint?
Worüber man sich bei uns in der Prozessindustrie wohl recht schnell einig werden kann ist, dass mit “Optimierung” in den meisten Fällen “Prozess-Optimierung” gemeint ist. Selbstverständlich ist in allen anderen Bereichen, wie beispielsweise Personal-, Rechnungswesen oder Logistik auch eine Optimierung möglich und vielfach auch anzuraten. Hier wollen wir uns aber beispielhaft auf die (verfahrenstechnische) Prozess-Optimierung beschränken.
Auf die Frage hin, was mit der Optimierung erreicht werden soll, bekommt man sehr viele verschieden Antworten. Aber letztendlich geht es immer darum, mit weniger Kosten mehr Gewinn zu erzielen, sprich “Geld zu sparen”. Wie das erreicht werden soll oder was davon betroffen ist, ist ganz unterschiedlich. Klassiker sind zum Beispiel bei gleicher Produktionsmenge weniger Energie und / oder Eingangsstoffe zu verbrauchen, weniger Ausschuss zu produzieren und / oder Produktionszeiten zu minimieren (z.B. “Golden Batch”). Genauso dazu gehört der Umstand, Arbeitsabläufe zu digitalisieren und / oder zu automatisieren. Auch die Bereiche Safety und Security gehören dazu, also die funktionale und IT-Sicherheit. Beide sind für eine Produktion mit minimalen Ausfallzeiten unerlässlich.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man sich meistens schnell über das “Was” (“Geld sparen”) einig ist. Nur über das “Wie” womöglich nicht. Und damit ist erst einmal gar nicht eine konkrete Lösung gemeint, sondern in welcher Form man dieses “Was” erreichen will. Will man beispielsweise Energie einsparen, die IT-Sicherheit erhöhen oder Fahrprozesse optimieren etc.? Selbstverständlich kommen auch Kombinationen von Lösungen zum tragen. Hier wäre ein Klassiker die rigorose online Optimierung kombiniert mit einem multivariablen Modell prädiktivem Regler (MPC). Generell lässt sich sagen, dass die Wahl des “Wie” vom gewünschten Ziel und den vorhandenen Umständen abhängt. Daher gilt es beides möglichst detailliert darzustellen um dann ein gut fundierte Entscheidung zu treffen.
Zwei Anmerkungen schon an dieser Stelle:
- “Optimieren” ist nur im Zusammenspiel von Technik/Lösungen, Arbeitsabläufen/Prozeduren und Menschen erfolgreich.
- “Optimieren” bedeutet auch immer “Investieren” – und zwar Geld und Zeit.
Um es nicht allzu spannend zu machen, wollen wir gleich am Anfang die drängende Frage angehen …
Optimieren, lohnt sich das überhaupt?
Wie fast alles ist diese Frage nur relativ zu beantworten. Ganz klar ist: Habe ich meine Anlage stehen, das Nötigste an Instrumentierung und Regelung installiert (auch unter Berücksichtigung gesetzlicher Vorgaben), kann ich produzieren. Bin ich dann noch Monopolist, kann ich es dabei belassen. Es sei denn, ich möchte meinen Gewinn maximieren. Ganz anders sieht das aus, wenn es Mitbewerber gibt. Dann reicht es nämlich nicht mehr, dass Sie effektiv produzieren. Das tun ihre Mitbewerber nämlich auch. Sie müssen effizient produzieren. Und genau dafür sorgt “Optimieren”. Es erhöht die Effizienz. Und, um somit auf den Anfang zurück zu kommen: Auch wenn wir uns hier vorrangig mit der Produktion beschäftigt haben, ist “Optimieren” die Aufgabe in allen Geschäftsbereichen.
Im nächsten Artikel werden wir uns einen Überblick über unsere Möglichkeiten zur Optimierung verschaffen. Sicher auch das nicht mit dem Anspruch der Vollständigkeit, aber als Anreiz und Ideengeber. Ach ja, und wenn man dann einen Schritt zurücktritt und schaut mit was wir uns hier beschäftigen, hat das alles sehr viel mit Digitalisierung und Industrie 4.0 zu tun. Dem wenden wir uns dann im 3. Teil der Artikel Serie zu.
„Prozessdatenanalyse und Fahrautomaten als Bedienerassistenz“ – MSR-Messe-Vortrag im Video